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Inhalt
Obdachlosigkeit und Verelendung
Eine moralische Reportage
(Zu diesen Begriff siehe unter...)
Ein Fall - individuell und doch typisch / Die Ökonomie der Obdachlosigkeit / Exkurs: Karl Marx über Verelendung / Obdachlosigkeit in Zahlen und Fakten / Die Funktion der Obdachlosigkeit und der Verelendung / Feindbild "Penner" / Staatliche und private Hilfe für Obdachlose / Das Bewusstsein der Obdachlosen und ihrer Helfer am Beispiel des "Asphalt"-Magazins / Alternativen
Eine moralische Reportage
(Zu diesen Begriff siehe unter...)
Werbeprospekt für eine Patenschaft
26.12.05
Obdachlosigkeit und Verelendung
Inhalt
1. Ein Fall – individuelle und doch typisch
2. Die Ökonomie der Obdachlosigkeit
Exkurs: Karl Marx über Verelendung
3. Obdachlosigkeit in Zahlen und Fakten
4. Die Funktion der Obdachlosigkeit und der Verelendung
5. Feindbild „Penner“
6. Staatliche und private Hilfe für Obdachlose
7. Das Bewusstsein der Obdachlosen und ihrer Helfer
am Beispiel des „Asphalt“-Magazins
8. Alternativen
Eine kleine Spende, damit auch die Ärmsten leben können.
1. Ein Fall – individuelle und doch typisch
Bianca hat den größten Teil ihrer Kindheit bei Pflegeeltern verbracht. Die lieblose Mutter hatte ihr Kind noch im Alter von drei Jahren verlassen. Bianca wird missbraucht, flieht, arbeitet in Gelegentsheitsjobs und hat Angst, allein zu sein. Sie geht problematische Bindungen ein, flieht wieder daraus, um erneut reinzufallen. Nur nicht allein sein. Inzwischen hat sie ein autistisches Kind und einen Partner. Die neue Familie, für sie das A und O, ist anscheinend intakt. Gut geht es ihnen nicht. Um den Lebensunterhalt aufzubessern, verkauft Bianca das „Asphalt“-Magazin, eine Obdachlosenzeitschrift. Sie sagt von sich: „Asphalt verkaufe ich seit 1996. Anfangs fiel mir das ziemlich schwer: Sich öffentlich zu zeigen, hat mir immer Angst gemacht. Und dann noch zu offenbaren: Ich bin arm, ich bin bedürftig. Längst aber ist der Verkauf von Asphalt
unverzichtbarer Bestandteil meines Lebens geworden. Fast könnte man sagen: eine Oase der Ruhe in meinem sonst so anstrengenden Leben. Denn beim Verkauf kann ich auch mal abschalten, für mich sein, ungestört nachdenken. Manchmal bin ich dann sogar ein wenig stolz auf mich: Dass ich es schaffe, mich mit mir und meiner schwierigen Lebensgeschichte zu arrangieren, eine Beziehung zu führen, meinem Kind Liebe und Wärme zu geben.“ (Asphalt, Dez.,05, S. 20)
2. Die Ökonomie der Obdachlosigkeit
Bedürfnisse lassen sich im Kapitalismus nur befriedigen, wenn man Geld zum Tausch hat. Ca. 90 % aller Menschen müssen, um an Geld zu kommen, ihre Arbeitskraft verkaufen oder von dem Lohn eines Familienmitglieds leben. Wird diese Arbeitskraft langfristig nicht mehr gebraucht, muss man von Sozialfürsorge leben (bzw. „Arbeitslosengeld II“). Falls man eigenes Vermögen hat, muss dies erst aufgebraucht werden, bevor man „Stütze“ bekommt. Da genügt schon ein kleiner Fehler, ein persönliches Missgeschick, oft nur die Scheidung von einem Partner und man kann seine Miete nicht mehr zahlen oder bekommt erst gar keine Wohnung, weil man als unseriöser Zahler erscheint. Kapitalismus als ungeheure Warenansammlung (Marx). Die Fülle der Waren sind im Kapitalismus niemals allen zugänglich; schaut man in die Dritte Welt, dann ist die Diskrepanz von Fülle und bezahlbaren Bedürfnis noch größer. - Das zwingt zur Abschaffung der Produktionsweise.Auf der anderen Seite wächst durch die Dynamik der kapitalistischen Produktion der Reichtum der Gesellschaft als Ganzer von Jahr zu Jahr. Die Vermögenden, die am Produktiveigentum durch Dividende oder Zinsen profitieren, werden immer reicher, der Lohn der Arbeitenden stagniert oder sinkt, und diejenigen, die aus dem Prozess von Produktion und Konsumtion herausfallen, verelenden in wachsender Zahl. Obwohl die Obdachlosigkeit in den letzten Jahren leicht zurückgegangen ist, sind die unteren Schichten der Klasse der Lohnabhängigen, die Hilfsarbeiter, Gelegenheitsarbeiter, Sozialhilfeempfänger, Drogenabhängigen, Bettler, Kleinkriminellen und Obdachlosen, immer ärmer geworden.
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Das Kaufhaus als moderner Konsumtempel. Die Warenästhetik beherrscht inzwischen vollständig unsere Wahrnehmungsweise.
Arbeitslosengeld und Sozialhilfe sind gesamtgesellschaftlich Teil der Lohnnebenkosten und der Sozialkosten des Staates, die über Versicherungsabgaben und Steuern bezahlt werden müssen. Je höher diese sozialen Kosten sind, um so höher sind auch die Abstriche am Profit, die das Kapital machen muss. Da es aber ohne bedeutenden Profit nicht konkurrieren kann, drängt das Kapital danach, die Sozialkosten zu senken. Und es hat in den letzten Jahren Erfolg bei dieser Senkung, nicht nur wegen der zur Zeit vorherrschenden neoliberalen Ideologie, sondern weil die hohe Arbeitslosigkeit die Kraft von Gewerkschaften und Basisorganisationen schwächt. Die hohe Arbeitslosigkeit, die den Staat und seine prokapitalistischen Politiker zu immer höheren Sozialausgaben zwingt, ist zugleich für die Vertreter der Kapitalinteressen eine willkommene Gelegenheit, die Sozialkosten zu senken. An diesem Widerspruch des heutigen Wirtschaftssystems leiden die Schwächsten der
Gesellschaft. Selbst wenn die Menge der Sozialkosten gesamtstaatlich steigt, sinkt der individuelle Anteil, den der einzelne bekommt.
3. Obdachlosigkeit in Zahlen und Fakten
In Deutschland gibt es etwa 590 000 Obdachlose. Rechnet man die wohnungslosen Aussiedler hinzu, so kommt man auf ca. 860 000 Menschen ohne eigene Wohnung. Davon leben die meisten in Notunterkünften und Wohnheimen, 36 000 aber schlafen unter Brücken und in warmen Eingängen z.B. von Kaufhäusern. Jeder einzelne ein Schicksal wie Biancas. Von den Obdachlosen sind ein Drittel Frauen und etwas weniger als ein Drittel Jugendliche. Es gibt keine genaue Statistik, die Zahlen sind hochgerechnet oder geschätzt. Der Staat will anscheinend die genauen Zahlen vertuschen, die Dunkelziffer ist wahrscheinlich höher.
Die Folgen der Obdachlosigkeit kann man sich denken: Verwahrlosung und Not. Obdachlose sterben früher als andere. Da ihr Immunsystem auf Grund schlechter Ernährung, psychischem Stress, Drogenkonsum und unzureichender Hygiene geschwächt ist, werden sie besonders von Krankheiten befallen wie AIDS, Hautekzeme, Abszesse, Allergien, Pilzinfektionen, Leberschäden und und und.
Nicht jeder kann sich in dieser Ökonomie
satt essen, die Folgen sind Entbehrungen,
Krankheit und früher Tod.
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