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Soziales Titel           nach oben

4. Die Funktion der Obdachlosigkeit und der Verelendung

 Wer in Hannover vom Waterlooplatz in die Innenstadt geht, muss unter einer Fußgängerunterführung hindurch, in der zwei Obdachlose ihre „Wohnung“ aufgeschlagen haben. Da am Waterlooplatz viele Behörden ihren Sitz haben, sind es vor allem Beamte, die an ihnen vorbei defilieren. Was der Beamte und Angestellte Mensch denken soll, ist eindeutig: So wie diese hier im Elend vegetieren, kannst auch du einmal dort ankommen, wenn du nicht spurst, eine zu große Lippe riskierst, dich nicht ins System einpasst, deinen Job verlierst oder bloß irgendwie verrückt spielst usw.

 Obdachlosigkeit ist ähnlich wie Drogenabhängigkeit, Bettelei und ein Elendsbericht aus der Dritten Welt ein bewährtes Mittel, die Arbeitskraft bei der Stange zu halten. „Uns geht’s ja noch gut“, wie ein Romanautor schrieb. Noch habe ich meinen Job, und ich werde alles tun, um ihn zu behalten. Diese Mentalität zeigt sich z.B. im Rückgang der Krankentage je Beschäftigten ...

unterbrücke

Leben unter Brücken - zur Abschreckung der Braven und noch nicht Ausgestoßenen.

5.  Feindbild „Penner“

 Jugendliche, besonders solche, die selbst in Gefahr sind, einmal als Obdachlose anzukommen, haben ihr Feindbild: der Penner. Andere beschimpfende Ausdrücke sind: Stadtstreicher, Landstreicher, Trippelbrüder, Wermutsbrüder, Berber, Hudelvölkchen. Selbst das Wort „Obdachloser“ ist ein diskriminierender Ausdruck, der vom deutschen Faschismus geprägt und durchgesetzt wurde.  

Jugendliche sind noch ungefestigt und vollziehen die Aktionen, die bei den Erwachsenen, ihren Eltern und Bekannten, nur als Vorstellungen existieren. Aus Angst, selbst einmal dort zu stranden, macht man allein den Einzelnen verantwortlich für sein Schicksal, stigmatisiert ihn zum Versager. Kleine Nebenbemerkungen genügen, um Wirkung zu haben. Kein Wunder, dass gerade Jugendliche Front machen gegen die sichtbare Obdachlosigkeit. Trotz allen Geredes von Jugendlichkeit in den Medien, gehören sie zu den Schwachen der Gesellschaft. Aber die Obdachlosen sind noch schwächer und dadurch in der Hierarchie noch tiefer. Kommt bei den Jugendlichen noch Alkohol dazu, dann passiert es schon mal, wie die folgenden Sensationsmeldungen zeigen:

 Obdachlose angezündet

„In Prag und Manchester wurden im Juni schlafende Wohnungslose in Brand gesetzt.“ Zwei wurden in Manchester schwer verletzt, die Täter konnten entkommen. „Die tschechische Polizei berichtet von drastisch steigender Gewalt gegen Obdachlose.“ (Asphalt, 8,05, S. 19)

 Obdachloser tot geprügelt

„In Dayton Beach, weltweit bekannter Ort in Florida für vergnügungssüchtige amerikanische Schüler, starb jetzt ein wohnungsloser Mann an seinen Kopfverletzungen. (...) Zwei 18-Jährige und ein 14-Jähriger traten dem 56-Jährigen immerzu ins Gesicht und sprangen auf seinem Brustkorb herum.“ (Ebda)  Dass die bürgerliche Gesellschaft die Obdachlosen als ihre vollwertigen Mitglieder anerkennt, um so etwas zu verhindern, wie der „Asphalt“ schreibt, ist ein frommer Wunsch. Sie braucht sie als abschreckendes Beispiel für die anderen.

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6.  Staatliche und private Hilfe für Obdachlose

 Die staatlichen Hilfen für Obdachlose sind vielfältig. Städte und Gemeinden haben die Pflicht, sich obdachlos meldende Personen unterzubringen. Doch viele Obdachlose vermeiden die Not- und Übernachtungsunterkünfte, „Kirchenkaten“, Tagesaufenthaltsstätten, weil sie nicht von der Bürokratie gegängelt oder von den eigenen Kumpanen bestohlen werden wollen. Sie ziehen die Brücken und Hauseingänge vor. Es gibt eine materielle Grundsicherung und eine notdürftige ärztlich-pflegerische Ambulanz (jedenfalls in München), die aber unter dem normalen Niveau agiert. Weiter gibt es Präventivmaßnahmen, z.B. zur Resozialisierung von Straftätern und Arbeit von Streetworkern im Bereich der Suchtprävention und der Jugendarbeit.  

Der kapitalistische Staat weiß, dass er Gestrandete der Gesellschaft nicht einfach verrecken lassen kann. Die in Arbeit stehenden Lohnabhängigen könnten ihre Moral verlieren, wenn nicht geholfen würde. Das Betriebsklima und der soziale Kitt der Gesellschaft, durch solche Begriffe wie Gemeinwohl, Nächstenliebe und Solidarität repräsentiert, würden darunter leiden und mit ihnen die Arbeitsmoral. Vor allem aber entstünden Mehrkosten, wenn wie in Frankreich die Underdogs rebellierten und Rabatts machten. Dem beugt der hochwohlmeinende Staat vor, indem er Almosen verteilt, damit seine gestrauchelten und unproduktiven Mitbürger nicht zu sehr Mitleid erregen. Schließlich leben wir nicht mehr zur Zeit von Henry VIII., der das Obdachlosenproblem löste, indem er 50 000 von ihnen aufhängen ließ.

Die hauptsächliche private Hilfe kommt von den Kirchen. Es ist sozusagen ihr Beruf zu helfen, ohne diese Sozialarbeit kann die Kirche heute nicht mehr ihre Existenz rechtfertigen und ihren Aberglauben verbreiten. Daneben gibt es eine Vielfalt von privater Hilfe, die allerdings unberechenbar unstetig ist: Da ist die Hausfrau oder der Schichtarbeiter, die ein Exemplar des „Asphalt“ kaufen und auf das Wechselgeld verzichten. Andere werfen einen Euro in die Büchse vor den bettelnden Obdachlosen oder auf den Schlafsack in der Unterführung. Sie haben eine gute Tat getan und fühlen sich gut dabei. Da ist der Geschäftsmann, der regelmäßig an Obdachlose Essen verteilt, um sein Gewissen zu beruhigen. Andere sind besonders kreativ, zumal sie mit ihrer Hilfsaktion zugleich Eigenwerbung machen können. 

asphaltverkaefer

 

Hasso Diedrich verkauft den "Asphalt", 

um sich etwas zu seiner Stütze dazu 

verdienen zu können. 

 

 

 „Die Landbäckerei Bosselmann hat sich schon oft, beispielsweise in Zusammenarbeit mit Landesbischöfin Margot Käßmann oder Fernsehmoderator Alfred Biolek, sozial engagiert; stellt ihre Waren auch den Organisationen der ‚Tafel’ zur Verfügung. ‚Wir sorgen uns um die Probleme direkt vor unserer Haustüre und schauen nicht weg’, sagt der Inhaber Dr. Gerhard Bosselmann“. (Asphalt, 12,05, S. 23)

  Wir wollen solche privaten Hilfen nicht mies machen, aber je umfangreicher private Hilfe wird, um so mehr kann sich der Staat zurückziehen. Das heißt, die private Hilfe ist ein Mittel die Lohnnebenkosten zu senken. Sogar eine ganze Ideologie hat sich um die private Hilfe gebildet, der sogenannte Kommunitarismus. Private Hilfe beruhigt vielleicht das Gewissen, aber sie schafft die Ursachen der Obdachlosigkeit und Verelendung nicht ab, sondern mildert nur deren Folgen ein wenig. Sie setzt implizit die subjektive Schuld der Einzelnen voraus, obwohl der kapitalistische Konkurrenzkampf notwendigerweise seine Verlierer produzieren muss. Das ist eine Systemfrage, nicht eine des individuellen Versagens.  

asphaltzeitung

Eine Zeitschrift, die sich den Problemen der Obdachlosigkeit stellt und Wohnungslose unterstützt, indem sie diese gegen Geld das Blatt verkaufen lässt. Der Inhalt ist aber hilflose Kritik an Zuständen, deren Wurzeln nicht thematisiert werden.  

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27.10.2007