
4. Solidarität mit den antikapitalistischen
Bewegungen als wahre Hilfe
Wahre Hilfe wäre eine, welche die Menschen in den Entwicklungsländern unterstützt, sich gegen ihre Ausbeuter zu wehren. Dem steht die individuelle Hilfe gegenüber, eine Partnerschaft für ein Kind zu übernehmen. Statt neue Agenten des internationalen Kapitals heranzubilden wäre es besser z.B. Gewerkschaftszellen mit Material wie Computern oder einer Druckpresse zu versorgen. Wenn diese Gewerkschaft höhere Löhne gegen das Kapital durchsetzen kann, dann haben alle Kinder dieser Gegend etwas davon – nicht nur das durch falsches Mitleid privilegierte eine.
„Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker“
Dieser romantische Spruch trifft einen wahren Kern der ökonomischen Unterentwicklung. Kollektive Solidarität mit den Unterdrückten kann tatsächlich ein wirksames Mittel gegen massenhaftes Unrecht sein, sie kann aber keine allgemeine Lösung des Armutsproblems bringen, solange sie nicht gegen das Wirtschaftssystem weltweit vorgeht, mit dem Ziel es abzuschaffen.
Organisationen wie Attac oder Global March Gegen Kinderarbeit stellen in der Gegenwart die Situation der Entwicklung zwar realistisch dar, verbreiten aber ebenfalls Illusionen, als ob man Armut und Kinderarbeit durch einen besseren Willen bei den Verantwortlichen abschaffen könnte. Für Martin Ling ist die Entwicklungshilfe ein „Trauerspiel“, selbst für die mittelfristigen Ziele nach einer Halbierung der Armut bis 2015 sieht er keine Chance. Obwohl z.B. Tony Blair und „seine PR-Truppe“ für ihn „begnadete Schaumschläger sind“ und die USA „in geradezu provokanter Weise“ versuchen, „neue Wege der Entwicklungsfinanzierung“ zu blockieren, will er durch Druck auf die leitenden Charaktermasken des Kapitals die Armut bekämpfen. Selbstverständlich sollte man kollektiv auf Veränderungen der konkreten Strukturen drängen, aber nur, indem man zugleich das Bewusstsein dafür schärft, dass eine kapitalistische Wirtschaft per definitionem Armut benötigt. (Quelle: www.nd-online.de)
Auch Global March Against Child Labour will kollektiv die konkreten Situationen ändern, die Kinderarbeit ermöglichen. Das Ziel dieser NGO ist Umwandlung „From Exploitation to Education“ „durch öffentlichen Druck und konstruktive Vorschläge“ sowie „internationale Kampagnen gegen Kinderarbeit“ und mittels „Lobbyarbeit“.Diese Strategie ist zwar vielversprechender als individuelle Hilfe mittels Patenschaften für einzelne Kinder. Doch auch sie erzeugt die Illusion, als ließen sich die Elendsprobleme der Kinder in der Welt durch Reformen im bestehenden System abschaffen. (Quelle: www.globalmarch.de)
Wie notwendig, aber auch wie aussichtslos allein ein reformerischer Kampf gegen die Ausbeutung von Kindern ist und dass man diesen im eigenen Lande beginnen muss, zeigt ein Beispiel der „Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.“. Nach einer Studie, die diese Organisation übersetzen ließ, werden in Indien massenhaft Kinder in gesundheitsgefährdeten Saatgutfarmen eingesetzt – bis hin zur Schuldknechtschaft. Zusammenfassend stellt die Studie fest,
„dass die Aktivitäten multinationaler Saatgut-Unternehmen in Indien nicht mit den Erklärungen der Firmen zu sozial verantwortlichem Handeln vereinbar sind. Die Konzerne stellen zwar selbst keine Kinder an, üben aber zentralen Einfluss auf lokale Saatgut-Farmer aus, die ihrerseits Kinder in großer Zahl beschäftigen.
Die Unternehmen Syngenta, Unilever, Advanta und Emergent Genetics haben auf die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung reagiert und angekündigt, mit NGOs und der Landesregierung von Andhra Pradesh zusammen zu arbeiten. Bayer und Monsanto haben bislang nicht reagiert.
Es wäre für die großen Saatgut-Unternehmen ein Leichtes, durch die Zahlung höherer Abnahme-Preise sowie ein vertragliches Verbot von Kinderarbeit und diesbezüglichen Kontrollen das Problem zu lösen. Bislang sind solche ernsthaften Initiativen ausgeblieben.“ (Quelle: www.globalmarch.de)
Statt Protestbriefe an Staatssekretäre zu schreiben, würde ein politischer Streik der Bayer-Beschäftigen den Konzern dort treffen, wo er Kinderarbeit zulässt: beim Profitstreben. Der Konzern reagiert nicht, weil er seinen Profit nicht schmälern will, also muss man streiken und ihn durch den ausfallenden Profit zwingen zu handeln. Das Verhalten des Konzerns widerspricht internationalem Recht, also wäre ein politisch motivierter Streik legitim.
Allerdings ließe sich auch durch derartiges Handeln keine grundsätzliche Änderung bewerkstelligen. Allerdings sind die deutschen Gewerkschaften, die allein einen Streik organisieren könnten, nicht an einer sozialistischen Perspektive interessiert. Allerdings...
Durch einen Erfolg mit welchen Mitteln auch immer wäre aber nur ein lokales Problem in Indien gelöst. Ohne sozialistische Organisationsformen sind aber die globalen Probleme von Armut und Kinderarbeit nicht grundsätzlich lösbar.
Ende der Reportage
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