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3. Reflektierte Moral statt Moralisieren
Das Moralgesetz macht Solidarität zur Pflicht. Es lautet, keinem Menschen bloß als Mittel, sondern immer auch als Zweck an sich selbst zu behandeln. Daraus folgt konsequent die moralische Pflicht, das ist Nötigung durch Vernunft, Menschen in Not zu helfen. „Wohltätigkeit, d.i. anderen Menschen in Nöten zu ihrer Glückseligkeit, ohne dafür etwas zu hoffen, nach seinem Vermögen beförderlich zu sein, ist jedes Menschen Pflicht.“ (Kant, Tugendlehre, Werke Bd. 7, Darmstadt 1975)
Der moralische Grund für die „Wohltätigkeit“, oder modern gesprochen für Solidarität, ist auf den ersten Blick nicht offensichtlich. Wenn ich mir Selbstzweck bin, warum soll ich dann anderen Menschen helfen? Kant begründet Solidarität/Wohlwollen so. „(...) jeder Mensch, der sich in Not befindet, wünscht, daß ihm von anderen Menschen geholfen werde. Wenn er aber seine Maxime, anderen wiederum in ihrer Not nicht Beistand leisten zu wollen, laut werden ließe (...), so würde ihm, wenn er selbst in Not ist, jedermann gleichfalls seinen Beistand versagen, oder wenigstens zu versagen befugt sein. Also widerstreitet sich die eigennützige Maxime selbst (...)“. (Ebda.) Wir alle sind bedürftige Menschen und deshalb auf gegenseitige Solidarität angewiesen. Dies gilt allgemein für den ganzen Globus.
Diese gültige Vernunftmoral wird aber zum bloßen Moralisieren und zum egoistischen Gefühlshumanismus, wenn nicht die gesellschaftlichen Bedingungen, heute vor allem die ökonomischen der Kapitalproduktion, einbezogen werden. Eine an sich moralische Tat kann zur Not von Vielen führen, wenn die Bedingungen nicht berücksichtigt werden. Brecht hat dies in seinem Stück „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ modellhaft durchgespielt. Eine Frau erbarmt sich der Not der Arbeiter, sie will zwischen ihnen und den Besitzern der Schlachthöfe vermitteln und verrät dadurch die Streikabsichten der Arbeiter. Am Ende liegen viele tote Arbeiter auf der Straße. Ihre unreflektierte Güte, ihr bloß spontaner moralischer Impuls hat zum Mord an den Menschen geführt, denen sie helfen wollte.
Die Hilfe für einzelne herausgenommene Kinder bei „Plan“ (wer entscheidet über das Schicksal?) ist immer in Gefahr zu individualistischem Karrieredenken zu führen, die Kinder ihrer Klasse zu entfremden und sie zu willigen Angestellten des Kapitals zu machen, das ihr Elend verursacht hat. Wenn solch ein kleines Mädchen durch die Patenschaft einmal aufsteigt, vielleicht Managerin in einer Textilfabrik wird, dann wird sie bei Gelegenheit die Löhne kürzen, was dann die Lohnarbeiterinnen zwingt, ihre Kinder, statt in die Schule gehen zu lassen, zur Arbeit zu schicken.
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