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Titel Ökonomie

Der Preis von Lohnzuschlägen – Mach dich kaputt für das, was dich kaputt macht

Die ausgehandelten Tarifverträge sind aber schon so niedrig angesetzt, dass den Unternehmen ein lohnender Korridor von Lohnaufschlägen, Prämien usw. als Instrumente für eine flexible Betriebspolitik erhalten bleibt. Dies gedenken die Gewerkschaften in den Verhandlungen durchaus ein und gestehen es den Unternehmen zu. Der Lohn ist das Mittel des Kapitals sich Dienstbarkeit pro Zeit von Lohnabhängigen einzukaufen. Auf die Differenz von gezahltem Lohn und dem in Geld verwandelten Resultat der Leistung, die aus den Arbeitern herausgeholt wird, kommt es für das Kapital als ein Faktor an. Insofern diese Differenz mit positiver Wirkung auf die Profitrate gesteigert werden kann, lohnen sich Lohnerhöhungen oder Zuschläge. In der Regel ist aber die Existenzangst der Arbeiter ein zuverlässiger Bündnispartner der Unternehmen dafür, dass die Arbeiter im Betrieb alles geben. Weiter geben die Unternehmen so weit es geht durch den Maschinenpark das Tempo der Arbeit vor, so dass es auch hier häufig nicht auf die besondere Motivation der Arbeiter ankommt. Dennoch gibt es zahlreiche Umstände, in denen lohnbedingte Motivationssteigerungen zu Leistungssteigerungen oder zu Kostenersparnis an anderer Stelle führen können. Ist die Differenz von Lohnerhöhung und Leistungssteigerung bzw. Kostensenkung gut, dann lohnt sich diese Mehrausgabe fürs Kapital. Für die Lohnarbeiter dagegen häufig nicht:
Der Stundenlohn ist die Art der Bezahlung, mit der das Interesse an möglichst langer Arbeitsleistung für das Unternehmen in das Interesse des Arbeiters selbst reingelegt wird. Weil der Lohn so knapp bemessen ist, will der Arbeiter von sich aus länger arbeiten, um sein persönliches Einkommen zu erhöhen. So bezahlt der Arbeiter mit der Einschränkung seiner Freizeit den Preis dafür, dass er für die Freizeit mehr Geld hat. Weil dies eine ruinöse Wirkung auf den Arbeiter hat, beschränkt der Staat dieses Unterfangen mit einem gesetzlichen normalen Arbeitstag. Das muss er gegen die Unternehmen und die Arbeiter durchsetzen. Zugleich will der Staat die Unternehmen aber auch nicht zu sehr einengen und erlaubt die Mehrarbeit über diesen Normaltag hinaus, verordnet dafür aber Überstundenzuschläge. Die Überstunden werden umfangreich von den Arbeitern angenommen und diese von den Unternehmen durch Zuschläge über das gesetzlich vorgeschriebene Maß extra motiviert. Damit zahlt der Arbeiter nicht nur den Preis einer zusätzlich eingeschränkten Freizeit, sondern auch noch den Preis zusätzliche Erschöpfung, die die Freizeit so trostlos macht und den Preis zusätzliche gesundheitliche Ruinierung, die sich besonders in den letzten Arbeitsstunden exponentiell einstellt. 
Zusätzlicher Lohn mag die Arbeiter motivieren, sich im Betrieb mehr anzustrengen. Im Akkordlohn legt das Unternehmen dieses Interesse an einer möglichst hohen Intensität, einer Arbeitsverdichtung, in das Interesse der Arbeiter. Der Lohn wird an die produzierte Stückzahl geknüpft und der Arbeiter kann umso mehr verdienen, je schneller er arbeitet und je weniger Pausen er sich gönnt. Die Überwachung der Arbeit wird zugleich für das Unternehmen vereinfacht. Es muss nur noch am Ende geprüft werden, ob die Waren auch die gewünschte Qualität haben – sonst gibt es Lohnabzüge. Die Wirkung auf die Arbeiter ist die gleiche wie bei dem Stundenlohn. Der höhere Lohn wird erkauft durch zusätzliche Erschöpfung und gesundheitlichem Schaden.
Beide Lohnformen haben ihre Schranke dort, wo es auf die Qualität jedes einzelnen Produktes entscheidend ankommt. Wo eine einzige mangelhafte Ware schon immense Kosten einschließt, ist es fürs Kapital nicht vorteilhaft, übermüdete oder sich selbst hetzende Arbeiter an die Produktion heranzulassen. Dies gilt auch in anderen Hinsichten wie z.B. der sparsame Gebrauch von Rohstoffen und die pflegliche Behandlung von teuren Maschinen oder Werkzeugen. Dort, wo der Maschinenpark so genau aufeinander abgestimmt ist, dass eine kleine Fehlleistung alles lahm legt und hohe Einbußen bewirken würde, können Akkordlöhne zu kostenträchtigen Kollateralschäden führen. In diesen Fällen zahlen Betriebe auch über Tarif in Form eines Festlohnes. Der zusätzliche Lohn soll die Arbeiter motivieren, konzentriert und verbindlich bei der Sache zu sein. In diesen Fällen mag der Arbeiter sich nicht so sehr hetzen, wie bei dem Akkordlohn, die Konzentration, die hier abverlangt wird, laugt ihn aber auch nicht unbedingt weniger aus.
 Mit dem Modell des Toyotismus reagierte die Automobilindustrie weltweit auf das Phänomen, dass über lohnabhängige Leistungsanreize nicht mehr Produktivität aus den Arbeitern herausgeholt  werden konnte. Mit einer neuen Arbeitsweise und Bezahlung hat sich dies geändert, mit dem Preis für die Unternehmen, dass die Arbeiter in neuem Umfang qualifiziert werden mussten und die Produktionsschritte noch abhängiger voneinander wurden, so dass die Anfälligkeit von Störungen durch mindere Arbeitsleistung kostenmäßig erhöht wurde. Damit haben die Unternehmen sich zwei der oben schon benannten Gründe, Lohnzuschläge zu gewähren, erneut eingehandelt. Der Toyotismus sieht Gruppenarbeit vor. 7-10 Arbeiter sind jeweils für einen Produktionsabschnitt zuständig.  Diese Produktionsabschnitte sind aber noch enger als zuvor aufeinander abgestimmt, so dass ein Ausfall in einem Abschnitt zu Produktionsunterbrechungen in allen folgenden Abschnitten führt und immense Kosten verursachen würde. Weiter ist vorgesehen, dass ein Arbeiter in seiner Gruppe alle Tätigkeiten können soll und in den jeweiligen Tätigkeiten wird rotiert. Was sich zunächst wie ein freundliches Aufbrechen der Monotonie anhört, hat ein ekliges Ziel. Alle Arbeiter sollen sich einen Kopf machen können, wie man die Arbeit effektivieren kann. Sie sind angehalten, das in ihrer Gruppe zu besprechen und ihre Vorschläge regelmäßig an die höhere Planungsetage weiterzuleiten. Dies wird mit Lohnzuschlägen vergütet, welche produktive Ideen der Arbeiter honorieren. In dieser Art und Weise werden die Arbeiter nicht mehr einfach zu Intensität und möglichst langer Arbeit angehalten (was natürlich auch passiert), sondern dazu, ganz kreativ dem Unternehmen zu helfen, wie man die Arbeiter im Betrieb intensiver und länger arbeiten lassen oder durch welche geeigneten Produktionsänderungen man sie wegrationalisieren, also entlassen kann. Weil ein Teil des Lohnes auf die Leistung der gesamten Gruppe bezogen ist, stacheln sich die Arbeiter wechselseitig an und überwachen sich wechselseitig. Das nennt man dann flache Hierarchie.

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Noch mehr schlechte Gründe für Lohnzuschläge

Eine weitere Gemeinheit für Lohnzuschläge ist natürlich die Gefahren- oder Erschwerniszulage. Der Lohnarbeiter wird dafür prämiert, dass er sich potentiellen oder gleich garantierten gesundheitsschädlichen Einflüssen wie Temperatur, Säuren, Laugen, Schmutz, Gase, Dämpfe, Staub, Lärm, Blendungen, Einsturzgefahr usw. aussetzt. Diese Lohnzulagen ersparen dem Unternehmen aufwendige Kosten, die fällig wären, damit keine Gefahr bei der Arbeit entsteht. Wieder so ein Fall, in dem der Arbeiter den erhöhten Lohn mit einem Schaden bezahlt.
Manche Produkte sind nicht so einfach zu standardisieren, z.B. in der Werbebranche und erfordern ein Maß an Kreativität. Hier lohnt es sich manchmal für Unternehmen, den Lohnarbeitern ein höheren Freiraum in Form von Pausen, netten Aufenthaltsräumen oder höheren Löhnen usw. zu gewähren. Der Druck auf die Arbeiter wird dann eher durch die Vorgabe von engen Fertigstellungszeiträumen aufgebaut.
Für manche Unternehmen ist es entscheidend, dass sie zu jeder Zeit ihr Produkt anbieten können. Sie verlangen von ihren Arbeitern zu jeder Zeit bereit zu sein, sich fürs Unternehmen ins Zeug zu legen. Rechtsanwalts-Konzerne z.B., die ein Heer von Anwälten beschäftigen und mit diesem andere Unternehmen in ihren üblichen Rechtsstreitigkeiten beraten, verlangen von ihren angestellten Anwälten auch Sonntags auf der Matte zu stehen, wenn gerade der Bedarf fällig ist. Sie erwarten auch, dass sie ihren Urlaub jederzeit unterbrechen, wenn es nötig ist. Für diese „jeder Zeit bereit-Einstellung“ zahlen Unternehmen einen vergleichsweise höheren Lohn. Viele sogenannte besser bezahlte Stellen haben daher den unangenehmen Nebeneffekt, dass eine 80-Stunden-Woche keine Seltenheit ist.
Am Ende gibt es Lohnberechnungen, die einen ganz anderen Gesichtspunkt haben:
Der Druck auf die Arbeiter, das Entlassen, das Lohnsenken, das Überwachen und das Antreiben muss organisiert werden. Je mehr ein Lohnarbeiter mit diesen Aufgaben betreut wird, desto mehr ist das Kapital bereit, für diese Aufgaben einen Zuschlag für gewissenhafte Ausführung des Auftrages und einen Loyalitäts-Bonus zu zahlen. Das geht soweit, dass ein Manager so gut bezahlt wird, wie ein oder die Eigentümer des Kapitals selber. Die hohen Gehälter lohnen sich fürs Kapital, weil sie zuverlässig eine relative Armut und einen Leistungsverschleiß bei der Masse der Lohnabhängigen bewirken. Bei dieser Aufgabe wäre Sparsamkeit für das Kapital tatsächlich fehl am Platze.

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Lohnt sich die Lohnerhöhung fürs Kapital nicht doch?

Die Partei „Die Linke“ und das Gewerkschaftslager meinen, dass die Unternehmen sich irrational verhalten, wenn sie die Löhne drücken und meinen damit nicht schlicht den Umstand, dass die Masse der Lohnabhängigen von ihrer Arbeit schlecht leben können. Sie verweisen darauf, dass ja irgendjemand auch die Waren kaufen muss, mit denen das Kapital seinen Gewinn macht. Ihr Vorschlag lautet: Lohnerhöhungen schaffen mehr Kaufkraft und davon haben alle Beteiligten etwas – die Arbeiter mehr Lohn und die Unternehmen einen höheren Gewinn. Der Kapitalismus könnte doch eine nette Symbiose sein, wenn die Unternehmen nicht so einseitig verbohrt wären.
Auffällig ist an dieser Theorie, dass ihre Verfechter diese immer nur im Zusammenhang mit ziemlich mageren Lohnforderungen bringen. Mit dieser Theorie wird derzeit ein Mindestlohn rund um die 8€, eine Lohnerhöhung von 3% oder ein Grundeinkommen von 800 € gefordert. Warum sind die Verfechter der Theorie so bescheiden? Warum nicht gleich ein Stundenlohn von 50€, eine Lohnerhöhung um 100%, ein Grundeinkommen von 5.000€? Wenn die Theorie stimmen würde, dann müsste die Wirtschaft doch so richtig nach vorne losgehen. Ihre Bescheidenheit zeigt an, dass sie ihre Theorie selber nicht so richtig glauben. Vielmehr suchen die Verfechter einen Rechtfertigungspunkt, um ihr Interesse nach mehr Lohn ein bisschen mehr Berücksichtigung im nationalen Diskurs zu verschaffen.
Die Theorie stimmt einfach auch nicht. Zum einem hat ein einzelnes Unternehmen für sich im Verkauf gar nichts davon, dass es den Lohn erhöht. Selbst bei Nestle als Lebensmittelkonzern leisten die eigenen Beschäftigten mit ihrem Lohn einen verschwindend kleinen Beitrag zum Erlös der Waren. Wenn andere Unternehmen den Lohnarbeiter mehr Geld geben würden, mag sich Nestle freuen über einen höheren Umsatz, die Logik des Einzelkapitals ist es nicht, insofern auch nicht die Logik aller Unternehmen.
Manchmal muss man die Konkurrenten aber zu ihrem Glück zwingen, daher schauen Gewerkschaften ja auch auf den Staat, dass er solche Lohnerhöhungen durchsetzen solle. Die Lohnarbeiter bekommen staatlich erzwungen mehr Geld. Die Unternehmen als Gesamtheit verkaufen vermehrt Waren und ziehen dieses Geld auf sich. Der gewerkschaftlich eingebildete Vorteil für alle kommt so aber gar nicht zu Stande, denn ein erhöhter Gewinn stellt sich dabei gar nicht ein. Was die Unternehmen den Arbeitern vermehrt als Lohn geben, bekommen sie nacher einfach als Verkaufserlös wieder. Von der Profitrate her gedacht hat sich die Vorschuss-Überschuss-Rechnung dabei insgesamt einfach verschlechtert. Bestenfalls ist der Stachel für das Kapital erhöht worden, sich jenseits der staatlichen Vorgabe an den Arbeitern gütlich zu tun. Indem sie die Arbeitshetze erhöhen, versuchen sie den Schaden wieder wett zu machen.(5)

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Lohnt sich die Lohnsenkung nicht doch für die Arbeiter?

Jenseits des Gewerkschaftslagers wird das Effizienz- und Sparsamkeitsprinzip des Kapitals sogar als nützlich für die Lohnabhängigen gelobt. Nur das Kapitalprinzip würde die wunderbare Welt der Waren zu Stande bringen, die dann wegen der Konkurrenz zwischen den Unternehmen so billig werden, dass Lohnabhängige zu diesen Waren immer mehr Zugang haben würden. Es stimmt ja, die Lohnarbeiter bekommen Geld und können damit einkaufen. Aber die Volkswirtschaftslehre will jetzt weiß machen, dass die Arbeiter über diesen Umweg doch die bestmöglichste Befriedigung aller materiellen Bedürfnisse geboten bekommt.
Dagegen muss man erstmal festhalten, dass die Gesundheit der Lohnarbeiter, der Zugang zu Lebensmitteln aller Art (= der Lohn), die Freizeit der Lohnarbeiter (als das Gegenstück zur Länge des Arbeitstages) zugleich lauter negative Größen bei der Herstellung von Produkten sind, von denen dann manche von den Arbeitern konsumiert werden. Im Kapitalismus bezahlt der Lohnarbeiter den eventuellen Vorteil einer verbilligten Ware mit Lohnkürzungen, Arbeitshetze und Gesundheit. Wenn überhaupt: Nur weil die Löhne sinken, folgt nicht notwendig, dass die Preise fallen. Allzuoft bleibt der Preis der Ware konstant und der Gewinn der Unternehmen steigt einfach. Die Lohnarbeiter müssen dann ihre Lebensführung neu einteilen und entscheiden, wo sie bei sich noch sparen können. Wenn er denn überhaupt eine Beschäftigung und damit Geld hat, denn Hunger alleine ist in dieser Gesellschaft kein Grund, dass irgendjemand einen Finger rührt – der Hunger muss sich schon lohnen.

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Nachtrag zu Marxens Erklärung des Mehrwerts und der Profitrate im „Kapital“

In den ganzen obigen Ausführungen ist unterstellt, dass der Gewinn in der Gesellschaft flächendeckend zu Stande kommt, aber nicht erklärt, wie dieser zu Stande kommt. In den obigen Ausführungen ist der Lohn und die Leistung der Arbeiter als ein Beitrag zum Gewinn besprochen worden und nicht auf den unterschiedlichen Beitrag eingegangen worden, den die Arbeitsleistung und die Produktionsmittel für den Profit spielen. Marx fragt sich dagegen im ersten Band, worin der Gewinn eigentlich seine Grundlage hat? Dort kommt er darauf, dass der in Geld bemessene abstrakte Reichtum seine Grundlage in der am Markt verglichenen Arbeit hat. Vermehrt wird der abstrakte Reichtum durch den Kauf und die Nutzung der besonderen Ware Arbeitskraft. Während Produktionsmittel als konstantes Kapital ihren Wert nur übertragen, kann die Arbeitskraft nicht nur einen Neuwert schaffen, der dem vorgeschossenen Lohn entspricht, sondern ein Mehr darüber hinaus. Damit erklärt Marx, worin überhaupt die Vermehrung des in Geld bemessenen abstrakten Reichtums gesamtgesellschaftlich ihre Grundlage, ihre Substanz hat. In den Kapiteln zum absoluten und relativen Mehrwert beschäftigt sich Marx daher nur mit der Mehrwertrate, also dem Effektivitätsgrad der Anwendung der Arbeitskraft für diese Substanz und sieht dort von der Bedeutung des Vorschusses für die Produktionsmittel in gewissen Grenzen ab.
Erstens gilt aber auch schon bei der Mehrwertrate: Es muss soviel Lohn vorgeschossen werden, dass die Differenz von geschaffenen Mehrwert und Lohnvorschuss möglichst effektiv ist. Also schon dort kann man sich die Kickertische und Sofas in manchen modernen Betrieben erklären. Wenn die Arbeiter hinterher wie bekloppt arbeiten, dann lohnt es sich, ihnen auch mal einen besonderen Pausenraum hinzustellen oder einen Betriebsausflug zu spendieren. Genauso lohnt es sich schlicht den Lohn so zu drücken und die Leistung so zu steigern, dass alle Arbeiter wie die Fliegen sterben – wenn genug Arbeitslose auf der Matte stehen.
Zweitens kann man schon im vierten Kapitel des Kapitals Band 1 lesen, dass der Zweck des Kapitals die Verwertung des Wertes ist und nicht bloß die Verwertung des Lohnes. Der Gesamtvorschuss soll sich möglichst effektiv vermehren und das schließt den Vorschuss an Produktionsmitteln ein. Die Logik des Kapitals verlangt dann nicht mehr einfach nur die  größtmögliche Mehrwertrate oder den größtmöglichen Mehrwert. Sie verlangt dagegen den größten Profit und die beste Profitrate und dafür ist die Mehrwertrate ein zentrales, aber eben nur ein Mittel neben anderen. Das ist dann im dritten Band Kapital Gegenstand. Die dort entwickelten Wirkungen des Standpunkts der Profitrate auf die Lohnarbeiter sind aber nicht minder gruselig, als die im ersten Band (es kommen schlicht noch welche dazu!). Dass die Arbeiter den Gesamtvorschuss, also auch die Auslagen in das konstante Kapital, mit ihrer Arbeit erhalten und möglichst hoch vermehren müssen, ist ein heftiger Auftrag, der auf den Magen geht.

Junge Linke – Gegen Kapital und Nation
www.junge-linke.org

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Anmerkungen

(1) Auch das ist schon eine starke Vereinfachung. In der Regel funktioniert der Aufstieg zu einem globalen Unternehmen über den Weg des Kredits. Nicht erst warten, bis der Gewinn groß genug ist, um sich zu erweitern, sondern Kredit nehmen, um sich zu erweitern, damit der Gewinn größer wird. Dafür muss ein Unternehmen die entsprechende Kreditwürdigkeit besitzen und die ist am besten, wenn das Unternehmen einen möglichst großen Gewinn erzielt. Relativ zu dieser Bedeutung des Gewinns für die Kreditwürdigkeit gelten dann aber wiederum alle Argumente, die im Text zum Thema möglichst großer Gewinn gebracht werden.

(2) Dass das Unternehmen einen Gewinn macht, wird im Folgenden einfach unterstellt und nicht erklärt. Weiter verändert sich normalerweise der Verkaufserlös von Jahr zu Jahr aufgrund der Konkurrenzmanöver der vielen Kapitalien um die zahlungskräftige Nachfrage in der Gesellschaft. Diese Tatsache wird im Folgenden ignoriert, die zahlungskräftige Nachfrage wird als gleichbleibend unterstellt.

 (3) Ein Wechsel des Jobs, steht dem Arbeiter dagegen natürlich offen, soweit gefragt. Dass eine besondere Qualifikation für einen Job, diesen Wechsel erschwert, ist das eine. Dass dies wiederum dafür sorgt, dass die besonders qualifizierten Arbeiter einen höheren Lohn bekommen können, dazu unten mehr. Das hier dargestellte Prinzip, warum der Verkauf von Arbeitskraft so magere  Ergebnisse erzielt, schlägt sich für diejenigen Tätigkeiten voll durch, wo jeder Arbeiter ohne weiteres eingesetzt werden könnte. Für die anderen Tätigkeiten gilt das nur der Tendenz nach.

(4) Wenn hier und im Folgenden von Technik und Maschinenparks die Rede ist, welche den Arbeitern das Tempo der Arbeit vorgeben, dann ist damit nicht nur an die Autoproduktionslinie von VW in Wolfsburg gedacht. Auch im sogenannten „Dienstleistungssektor“ sind solche Methoden üblich. Z.B. in Form von Telefonanlagen in Call-Centern, die den Beschäftigten das Wählen abnehmen und sie in vorgegebenen Takt automatisch mit Telefongesprächen konfrontieren.

(5) Der polit-ökonomische Unfug der Lohnerhöhungistfürallegut-Theorie aus dem gewerkschaftlichen Lager wird erst richtig deutlich, wenn man die Frage mit einbezieht, was denn eigentlich die Grundlage des in Geld bemessenden abstrakten Reichtums ist, um den sich alles in der kapitalistischen Gesellschaft dreht. Wie wird dieser geschaffen? Wodurch wird er vermehrt? Diese Fragen behandelt Marx im „Kapital“ eingehend. In diesem Text wurde versucht, ohne die Arbeitswertlehre einiges über die Prinzipien der Kapitalkalkulationen und der Lage der lohnarbeitenden Klasse aufzuzeigen. Über das Verhältnis dieser Ausführungen zur Arbeitswertlehre siehe den Nachtrag unten.

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= = = == = =

(x) Anmerkungen der Erinnyen:

Der vorliegende Text wurde uns von der „Jungen Linken - Gegen Kapital und Nation“ per E-Mail zugesandt. Wir haben ihn unverändert übernommen und nur einige offensichtlichen Sprachfehler berichtigt.

Die Erinnyen stimmen der Tendenz dieses Textes der Jungen Linken zu, haben aber zwei Einwände:

1. Am Anfang des Artikels scheint es so zu sein, als ob es der Zweck des Kapitals sei, das eingesetzte Geld (Kapital) zu vermehren, tatsächlich aber ist dies nur ein Zwischenziel, denn der allgemeine Zweck des Kapitals ist es, den erzielten Mehrwert (bzw. Profit) wieder zu reinvestieren. Im Text wird auf die Reinvestition  auch von den Autoren der Jungen Linken hingewiesen.

2. Die Sprache und der Tonfall ist Sache der Autoren. Wenn der Gegenstand  einen gewissen Zynismus enthält, dann kann eine adäquate Darstellung vielleicht auch nur zynisch sein. Darin drückt sich das moralische (wertende) Moment und der agitatorische Zweck der Darstellung aus. Der teilweise schnoddrige Jargon und die heute anscheinend übliche Heideggersche Sprachverhunzung („EigentümerN“) wird sonst nicht auf unseren Seiten gepflegt.

Es gibt aber auch Formulierungen, die sind sachlich falsch, so z. B. „Logik der Profitrate“, „Logik des Einzelkapitals“ und „Logik aller Unternehmen“. Logik ist die Wissenschaft von den allgemeinen Formen und Gesetzen des Denkens überhaupt. Jede sprachliche Äußerung, die einen Gegenstand hat und verständlich formuliert ist, entspricht der Logik, unabhängig davon, ob der Inhalt wahr ist oder nicht. Eine partikulare Logik einzelner Gegenstände kann es nicht gaben. Leider finden sich solche Formulierungen auch bei Marx – was sie nicht richtiger macht. Eine partikulare Logik etwa einer Profitrate ist ein Unding. Entweder sind solche Ausdrücke aufgeblasene Rhetorik, die sich von der scheinbaren Aura der Philosophie Reputation für das Ausgesagte erschleicht, oder es ist der Sache nach etwas anderes gemeint, das aber nicht ausgedrückt wird. Für „Logik der Profitrate“ könnte man vom Mechanismus der Profitrate sprechen oder eine andere Formulierung finden. Bei den Wendungen „Logik des Einzelkapitals“ und „Logik aller Unternehmen“ geht es anscheinend um die Interessen dieser Institutionen

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Letzte Aktualisierung:  09.11.2010

                                                                       
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