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(Teil 2)

Psychologie als Ersatzphilosophie?

 Psychologie ist eine wissenschaftliche Disziplin, deren Gegenstand „die Formen und Gesetzmäßigkeiten des Erlebens und Verhaltens“ von Menschen und Menschengruppen sind (Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bde. 2001). Nach Kant ist die Psychologie eine empirische Wissenschaft, die untersucht, wie wir wirklich denken (und fühlen) – im Gegensatz etwa zur Logik, die bestimmt, wie wir denken sollen, damit Wahrheiten als Resultat des Denkens entstehen. An dieser Unterscheidung orientiert sich auch noch Sigmund Freud, wenn seine Psychoanalyse als eine besondere Art der Psychologie dazu dienen soll, „Unstimmigkeiten zwischen dem Denken und dem Handeln der Menschen und der Vielstimmigkeit ihrer Wunschregungen“ zu untersuchen und bei krankhaften Verhalten eine Heilung zu bewirken (Freud: Unbehagen, S. 65).  Auf jeden Fall sind die Gefühle des Menschen Gegenstand dieser Wissenschaft. Als solche aber ist sie Vernunft und nicht Gefühl. Heißt das Wort 'psyche' Seele und 'logos' Rede, Wort, Vernunft, Wissenschaft, in dieser Kombination also Wissenschaft mit dem Gegenstand „Seele“, dann ist die Psychologie eine Wissenschaft, die von dem menschlichen Vermögen des Verstandes und der Vernunft betrieben wird bzw. aus diesem Vermögen als objektivierter Verstand und objektivierte Vernunft existiert. Auf die Schwierigkeiten, die eine solche Wissenschaft bereitet, kann ich hier nicht eingehen. Auf jedem Fall sind ihre Resultate kein sicheres Wissen, wie es etwa die Naturwissenschaften hervorbringen können, sondern sie kann nur „zur Erkenntnis bloß zufälliger Gesetze führen“, d.h. solcher Gesetze, „wie es ist unter den mancherlei subjektiven Hindernissen und Bedingungen“ (Kant: Logik, S. 435). Der Psychologe kann immer nur aus „physiologischen Anzeichen“ (und sei dies der Schall der Worte) auf das zugrunde liegende Gefühl oder Triebgeschehen schließen. Das macht diese Wissenschaft so ungenau. Zurück zum Anfang des KapitelsZurück zum Anfang der SeiteFreud macht diese mangelnde Exaktheit am Beispiel des religiösen Gefühls, das ein ozeanisches ihm beschrieben wurde, deutlich. „ich selbst kann dies 'ozeanische' Gefühl nicht in mir entdecken. Es ist nicht bequem, Gefühle wissenschaftlich zu bearbeiten. Man kann versuchen, ihre physiologischen Anzeichen zu beschreiben. Wo dies nicht angeht – ich fürchte, auch das ozeanische Gefühl wird sich einer solchen Charakteristik entziehen -, bleibt doch nichts übrig, als sich an den Vorstellungsinhalt zu halten, der sich assoziativ am ehesten zum Gefühl gesellt. Habe ich meinen Freund richtig verstanden, so meint er dasselbe, was ein origineller und ziemlich absonderlicher Dichter seinem Helden als Trost vor dem freigewählten Tod mitgibt: 'Aus dieser Welt können wir nicht fallen'. Also ein Gefühl der unauflösbaren Verbundenheit, der Zusammengehörigkeit mit dem Ganzen der Außenwelt. Ich möchte sagen, für mich hat dies eher den Charakter einer intellektuellen Einsicht, gewiß nicht ohne begleitenden Gefühlston, wie er aber auch bei anderen Denkakten von ähnlicher Tragweite nicht fehlen wird. An meiner Person könnte ich mich von der primären Natur eines solchen Gefühls nicht überzeugen. Darum darf ich aber sein tatsächliches Vorkommen bei anderen nicht bestreiten. Es fragt sich nur, ob es richtig gedeutet wird und ob es als 'fons et origo' aller religiösen Bedürfnisse anerkannt werden soll.“ (Freud: Unbehagen, S. 66)

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Die Psychologen müssen, wenn sie sich wissenschaftlich mit Gefühlen befassen, Schlüsse ziehen, aus physischen Anzeichen auf den psychischen Ablauf in der Seele schließen. Die Betätigung des Schlussvermögens ist die Betätigung ihrer Vernunft.  Psychologie hat zwar die Psyche mit den Gefühlen zum Gegenstand, auch das Schließen ist ein psychischer Vorgang, aber als Wissenschaft ist die Psychologie ohne Gefühl. Ohne darauf zu achten, was im Wissenschaftler, der sie weiterbringt, oder dem Studenten der Psychologie, der sie lernt, vorgeht, kommt es nur auf ihre objektivierten Resultate an. Als Wissenschaft beruht die Psychologie auf der Logik und den Gesetzen der Vernunft, ohne die sie noch nicht einmal den empirische Gang nehmen könnte, den sie heute hat oder einmal erreichten kann. Es ist deshalb eine Anmaßung von beschränkten Fachidioten, wenn sie ihre Psychologie – in welcher Spielart auch immer – zur Grundlagenwissenschaft aufspreizen, alles nur noch psychologisch deuten und aus dem Menschen eine Marionette seiner Gefühle oder seiner Anlage oder seiner Gene oder seiner Gehirnströme machen. Da ein Grund für die Deutung des Gefühlslebens der  freie Wille ist, wird dieser zum Lieblingsfeind einiger Psychologen. Denn wenn dieser eine Illusion ist, dann wären wir determiniert und die Psychologie nähme den Gang einer Wissenschaft mit einem notwendigen Gegenstand.  Jeder Schluss, den diese Negatoren des freien Willens ziehen, ist eine kreative Leistung, die den freien Willen immer schon voraussetzt. Der Schluss benötigt als kategorischer Vernunftschluss wie als induktiv-empirischer Schluss einen Mittelbegriff, der nicht einfach vorhanden ist, sondern der Spontaneität des Wissenschaftlers sich verdankt, auch wenn diese Spontaneität im gültigen Resultat erloschen, nicht mehr sichtbar ist. Ohne freien Willen aber wäre die menschliche Spontaneität nicht von der tierischen zu unterscheiden. Frei ist ein Wille dann, wenn er neu ohne äußere oder innere Bestimmungsgründe eine Idee (Mittelbegriff) in die Tat (Schlussfolgerung) umsetzt. Selbst der Student, der diesen Schluss dann „nur“ nachvollzieht, muss seinen freien Willen einsetzen, wenn er ihn nur verstehen will, denn auch dies ist ein Akt des freien Willens. (Das Gegenteil wäre ein Hören von Worten, ohne ihre Bedeutung zu verstehen und ohne die Konsequenz im Schluss einzusehen.)  Was bedeuten diese Überlegungen für das Verhältnis von Gefühl und Vernunft? Mit La Mettrie und de Sade habe ich versucht zu zeigen, dass ohne das Korrektiv der Vernunft das Gefühl selbstzerstörerisch wirkt. Es bedarf der Kultivierung und Zivilisierung nach den Maßstäben der Vernunft. Auch die Wissenschaft, die unsere Gefühle zum Gegenstand hat, basiert, richtig verstanden, auf der Vernunft. Die Resultate dieser Wissenschaft haben aber – wie oben gezeigt – eine gewisse Unsicherheit. Diese ist aber im Grund kein großer Verlust für die menschliche Erkenntnis, denn die Spontaneität, die Willkür, das Fantastische unserer Gefühle, die exakte Erkenntnis von ihnen verhindert, ist immer auch die Hauptquelle der Lust, letztlich der Lust am Leben. Man stelle sich vor, unser Gefühlsleben funktionierte nach apodiktischen Gesetzen. Jeder Winkeldespot könnte dann mit seinen Psychologen als „Ingenieuren der Seele“ die Menschen bis ins intimste Seelenleben beherrschen. (Wie weit das schon heute geht – weiter unten.) Es ist dies immer wieder versucht worden, am meisten Erfolg darin hat wohl die gegenwärtige Bewusstseinsindustrie, die nach Horkheimer und Adorno zu einem System zusammen geschossen ist, das jedem etwas bringt und in dieser Vielfalt doch nur die eine Botschaft hat: die Affirmation des Bestehenden. (Siehe unten)  

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Das Entscheidende aber, das man aus der Reflexion der Psychologie als Wissenschaft ziehen kann, ist die Einsicht: Alle psychischen Lebensregeln, alle psychischen Tricks, alle geregelten Selbstmanipulationen haben bloß den Rang von Kochrezepten. Wer sie – falls sie begründet sind – nicht beachtet, dessen Essen wird meist unschmackhaft – sprich: sein Gefühlsleben versauert. Wenn es dennoch mal klappt, dann wäre dies völlig zufällig. Wer sich aber daran hält, kann auch nicht mit Notwendigkeit eine Verbesserung seines Gefühlslebens erwarten, es wird nur ein wenig wahrscheinlicher. Das gilt auch für die in diesem Essay angedeuteten Vorschläge. Die Vielfalt des Lebens, die Weite der Individualität – an sich eigentlich etwas Angenehmes - wird heute durch gesellschaftliche Bedingungen beeinflusst, die diese Vielfalt trotz äußerlicher Buntheit einschränkt und deformiert.  Da es aber heute eine Fülle von Lebensratschlägen gibt, Psychologie boomt, ist es angebracht zu zeigen, wie mit dieser Wissenschaft getrickst wird und Ideologien bedient werden. Schon früher habe ich in einem Essay die Hirnforschung in ihren Überhebungen kritisiert. (Vgl. den Essay über den freien Willen) Eine andere Übersteigerung über die Grenzen der Wissenschaftlichkeit hinaus ist die These vom Aggressionstrieb, die noch Freud in die Welt gesetzt hat, die aber zugleich auch zeigt, wie weit wir bereits in unserem Charakter von den brutalen sozialen Verhältnissen geprägt sind. Selbst die seriöse Psychologie, die sich der Heilung von psychisch Kranken nach anerkannten Standards verschrieben hat, geht von einer bestehenden Vernunft aus, an die sie den Kranken und psychisch Labilen anpassen will. In diesem Sinn ist Psychologie affirmativ und ihre Methoden repressiv. Sie versucht das Individuum an die herrschende Ordnung anzupassen. Ihre Vernunft ist die der Herrschaftsordnung, also eine begrenzte. Sie will nicht das Gefühlsleben befreien – das würde unter den gegebenen Verhältnissen zu einer Regression der Gefühle, letztlich in de Sadesche Zustände führen -, sondern an das anpassen, was Freud das Realitätsprinzip nennt. Da die Herrschaftsordnung aber widersprüchlich ist, ist auch die Anpassung an diese in der Psyche eine Verinnerlichung der Widersprüche. Die bestehende Psychologie will also die Krankheit heilen, indem sie den Patienten dazu drängt, die Ursachen der Krankheit zu akzeptieren. Ein Modell dafür ist der Umgang mit den menschlichen Aggressionen.  

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Der Mythos vom Aggressionstrieb

 In der arbeitsteiligen Welt ist jeder auf seinem Gebiet ein Fachmann, da kennt er sich aus, wenn es aber ums Ganze geht, das Universum alles dessen, was heute direkt erfahrbar ist oder mittelbar uns durch Medien aus aller Welt geliefert wird, versagt regelmäßig das Denken der meisten.  So ist ein Mann, Landwirt oder Bäcker, in seinem Beruf tüchtig, ein nützliches Mitglied der Gesellschaft, der auch seine staatsbürgerlichen Pflichten erfüllt – und plötzlich findet er sich in den Schützengräben vor Verdun wieder (wie mein Großvater) und soll als Menschenmaterial einer Kriegsmaschinerie krepieren. Ein Bewusstsein vom Ganzen hätte ihn vielleicht davor bewahrt. Aber Philosophie ist selbst an den Schulen bestenfalls etwas für Liebhaber; und was gelehrt wird, ist auch nicht dazu geeignet, das Ganze zu verstehen. Deshalb bastelt sich fast jeder seine private Weltanschauung zusammen. Darin ist schon der Titel falsch, als könne man die Welt anschauen. Aber die Menschen wollen Erklärungen für ihr Dasein als Ganzes und die Sinnsucher aller Couleur machen ihre Angebote. Der denkende Mensch wendet sich den scheinbar auf Tatsachen beruhenden Angeboten zu – und schon sitzt er der Ideologie auf. Ideologie als falsches Bewusstsein zur Herrschaftssicherung ist nicht einfach eine Manipulation von Hirnen, sondern die gesellschaftliche Wirklichkeit selbst drängt ein falsches Bewusstsein auf, weil sie eine falsche Wirklichkeit ist. Eine solche Ideologie ist die These vom Aggressionstrieb.  Diese These von Sigmund Freud wurde nach dem 2. Weltkrieg begierig aufgegriffen, weil sie nicht nur den kapitalistischen Konkurrenzkampf als natürlichen rechtfertigt, sondern auch von den wahren Gründen der beiden großen Kriege des 20. Jahrhunderts ablenkt.  Dass der Mensch gelegentlich aggressiv sein kann, ist nicht strittig, er hat die Anlage dazu, dass er aber einen Trieb in sich hat, der sich notwendig in Aggressionen äußern muss – das behauptet die Aggressionsthese – ist falsch. Sie wird von Freud so begründet:  „Das gern verleugnete Stück Wirklichkeit hinter alledem ist, daß der Mensch nicht ein sanftes, liebebedürftiges Wesen ist, das sich höchstens, wenn angegriffen, auch zu verteidigen vermag, sondern daß er zu seinen Tiebbegabungen auch einen mächtigen Anteil von Aggressionsneigung rechnen darf. Infolgedessen ist ihm der Nächste nicht nur möglicher Helfer und Sexualobjekt, sondern auch eine Versuchung, seine Aggression an ihm zu befriedigen, seine Arbeitskraft ohne Entschädigung auszunützen, ihn ohne seine Einwilligung sexuell zu gebrauchen, sich in den Besitz seiner Habe zu setzen, ihn zu demütigen, ihm Schmerzen zu bereiten, ihm zu martern und zu töten. Homo homini lupus;  wer hat nach allen Erfahrungen des Lebens und der Geschichte den Mut, diesen Satz zu bestreiten? Diese grausame Aggression wartet in der Regel eine Provokation ab oder stellt sich in den Dienst einer anderen Absicht, deren Ziel auch mit mildernden Mitteln zu erreichen wäre. Unter ihr günstigen Umständen, wenn die seelischen Gegenkräfte, die sie sonst hemmen, weggefallen sind, äußert sie sich auch spontan, enthüllt den Menschen als wilde Bestie, der die Schonung der eigenen Art fremd ist. Wer die Greuel der Völkerwanderung, der Einbrüche der Hunnen, der sogenannten Mongolen unter Dschengis Khan und Timurlenk, der Eroberung Jerusalems durch die frommen Kreuzfahrer, ja selbst noch die Schrecken des letzten Weltkrieges in seine Erinnerung ruft, wird sich vor der Tatsächlichkeit dieser Auffassung demütig beugen müssen.“ (Freud: Unbehagen, S. 102)

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Freud begründet seine Ansicht von der Aggression nicht nur mit seiner therapeutischen Erfahrung, vor allem frustrierte Frauen aus der Oberklasse Wiens stellen seinen empirischen Ausgangspunkt dar, sondern auch mit historischen Beispielen von Brutalitäten, die er aus der Geschichte selektiert, ohne sie im Einzelnen zu analysieren, ohne ihre sozialen und ökonomischen Bedingungen auch nur anzudeuten (von den psychologischen Tatsachen gibt es meist überhaupt keine Belege). Nur durch diese gewaltsame Abstraktion kann er seine Aggressionsthese als überhistorische aufrecht erhalten.  Der Aggressionsthese könnte man entgegenhalten, dass Soldaten vor der Schlacht nicht aggressiv sind, sondern Angst haben, dass sie zu Weihnachten 1914 zwischen den Fronten lieber mit dem Feind Fußball spielten und feierten, als aufeinander zu schießen. Es bedarf anscheinend großer Anstrengung, aus harmlosen Durchschnittsmenschen aggressive Soldaten zu machen. Solche partiellen Gegengründe bringen aber nicht weiter, sondern sind bestenfalls Indizien gegen die Aggressionsthese. Das entscheidende Argument habe ich bereits bei der Kritik der modernen Anthropologie vorgebracht: Man verallgemeinert falsch von gegenwärtigen beobachtbaren Zuständen auf eine angebliche Natur des Menschen, hier seine Triebneigung, die von der Steinzeit bis heute den Menschen in seinen Wesen ausmachen soll. 

Titel

Cover des Buches: "Der Mythos vom Aggressionstrieb"

 Auch biologisch lässt sich ein angeblicher Aggressionstrieb nicht nachweisen. Ich bin kein Biologe, aber soweit diese Wissenschaft seriös ist und sich nicht als Ideologieproduzent profiliert, wie es zur Zeit Teile der Hirnforschung machen, müsste sie die Frage beantworten, ob es ein biologisches Substrat für einen Aggressionstrieb gibt oder nicht. Eduard Naegli schreibt darüber:  „Ein Trieb ist seinem Wesen nach, also schon rein begrifflich, auf ein spezifisches Objekt gerichtet, wie das etwa beim Sexual-, Nahrungs- und Machttrieb der Fall ist. Für die Aggression trifft dies nicht zu. Das Objekt ist denkbar variabel, was gerade auch in kriminologischer Hinsicht bedeutsam ist. Aggression ist eine Verhaltensweise, die sich je nach Situation und Ursache gegen irgendwelche Objekte, zum Beispiel gegen völlig Unschuldige, ja gegen den Aggressionsträger selber richten kann. Man spricht deshalb auch von der Möglichkeit frei flottierender Aggression, die sich beliebig manipulieren läßt. Da die Triebe spezifisch objektgerichtet sind, haben sie auch ihren spezifischen Grund (Nahrungstrieb = Hunger und Durst). Die Gründe für aggressives Verhalten sind demgegenüber äußerst vielfältig und zudem meistens sehr komplexer Art. (...) Andererseits haben all die aggressiven Handlungsweisen in der Art, wie sie sich manifestieren (z.B. in Gewaltanwendung oder mit dem Ausdruck von Feindseligkeit), etwas Übereinstimmendes, und dieses Übereinstimmende wird fälschlicherweise als einheitlicher Grundtrieb aufgefaßt, was eine die Wirklichkeit völlig verschleiernde Simplifikation bedeutet.“ (in Plack: Mythos, S. 168)

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Die Aggressionsthese (bei Lorenz das „sogenannte Böse“) ist schon rein logisch nicht haltbar. Die logischen Fehler, die dieser These zu Grunde liegen sind:

-         Anekdotenhafte Beispiele, vielleicht noch aus der Tierwelt, werden als Begründung angeführt.

-         Die Argumentation ist widersprüchlich, z.B., dass es mehrere Ursachen gebe, aber nur einen Trieb.

-         Komplexe Vorgänge werden auf eine eindimensionale These reduziert.

-         Das empirische Beobachtungsmaterial wird unzulässig verallgemeinert.

-         Speziell wird das empirisch untersuchte Material aus der Gegenwart unbegründet auf das überhistorische Wesen des Menschen als seine Triebstruktur verallgemeinert.

-         Vor allem aber wird die beobachtbare Aggression als Symptom der kapitalistischen Konkurrenzgesellschaft zur Ursache der Aggression umgedeutet.

 Gibt es aber keinen „Aggressionstrieb“, dann stellt sich die Frage, warum gerade diese These vom Aggressionstrieb so populär wurde und immer noch ist. Die Kriege, die oben von Freud erwähnt wurden, und vor allem der 2. Weltkrieg mit seinen unvorstellbaren Verbrechen, lassen sich scheinbar als Ausfluss menschlicher Aggressivität erklären. Man brauchte nicht mehr nach den wirklichen Ursachen suchen wie dem Streben nationaler Kapitale nach Weltmacht oder den besonderen deutschen Verhältnissen einer verspäteten Industrienation, die nur durch einen Klassenkompromiss zwischen Bürgertum und militaristischen Adel zu haben war. Vor allem aber lässt sich durch die Biologisierung sozialer Ursachen die Tatsache verdrängen, dass die kapitalistische Ökonomie selbst permanent Kriege in sich birgt, eine Erkenntnis, die Karriere schädigend werden kann. Das nützt nicht nur den Vermögenden und Kriegstreibern, sondern auch den Mitläufern, die mit einer griffigen Formel, der Aggressionstrieb sei verantwortlich, Kriege seien ein Ausfluss unserer Natur, ihre eigene Schuld verdrängen und rationalisieren können.  Auch heute im friedlichen Konkurrenzkampf leiste der „Aggressionstrieb“ gute ideologische Dienste. Arno Plack schriebt dazu: „Da Aggressivität als naturgegeben und (darum) als unvermeidlich gilt, darf jeder, der auf eine 'sublimierte', sozial angepasste Weise aggressiv ist, das beruhigende Empfinden entwickeln, im harten Konkurrieren nicht gegen den Geist der Gemeinschaft zu verstoßen.“ (Mythos, S. 205)  Die Aggressionsthese wird zur Legitimation kapitalistischer Verhaltensweisen, zur Ideologie par excellence. Sie ist notwendig falsches Bewusstsein zur ideellen Sicherung der Herrschaft des Kapitals. Notwendig, denn die empirische Erfahrung drängt dem Bewusstsein das Vorhandensein von Aggression auf. Bewusstsein, denn sie ist ja wirklich feststellbar, man kann sie in jeder Nachrichtensendung erfahren. Falsch ist dieses Bewusstsein, weil es ein Symptom der gegenwärtigen Gesellschaft zur natürlichen Ursache des Gewordenen verdreht. Herrschaftssicherung: Diese Verdrehung lässt das entstandene Wirtschaftssystem als Natürliches erscheinen und verklärt es dadurch; wer sich diesem anpasse und unterordne, folge nur seinem natürlichen Trieb.

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Wenn so eine falsche These dann auch noch dazu dient, vermeintlich harmlos Formen der Aggression als Ausfluss des Triebes zu propagieren, wird die Aggression erst richtig eingeübt, gelegentlich aggressive Verhaltensweisen künstlich verstärkt. „Die Empfehlung, Aggressivität auf eine harmlose, sozial unschädliche Weise 'abzureagieren', etwa durch Kampfsport, beruflichen Konkurrenzkampf oder politischen Kampf, nimmt den frustrierten Menschen in den vitalen Motiven seiner aggressiven Gereiztheit nicht ernst. (...) Die Aufforderung, aggressive Neigungen auf harmlose Weise abzureagieren, übersieht auch die Gefahr, daß jede Äußerung oder auch 'Abreaktion' von aggressivem Triebdruck – bei momentaner affektiver Entlastung – den nervösen und hormonalen Mechanismus aggressiven Verhaltens gleichsam ölt, derart, daß neuerlicher Triebstau, aus motorischer oder sexueller Frustration sich bildend, um so leichter aggressiv sich organisiert und abführt. Die zentralnervösen Bahnen aggressiven Verhaltens werden eingeschliffen.“ (Plack: Mythos, S. 204 f.)  Die Psychologie, die derartige Empfehlungen ausspricht, wird selbst zu der Krankheit, die sie bekämpfen will.  Wenn nun die Bedingungen entscheidend sind, unter denen jemand lebt, ob er aggressiv ist oder nicht, dann wäre eine Gesellschaftsordnung denkbar, die Aggression weitgehend ausschließt, also ein friedliches Zusammenleben ermöglicht. Dies können aber die bürgerlichen Psychologen nicht akzeptieren, es widerspricht ihrem falschen Weltbild. So antwortet Freud auf den Hinweis auf solche Bedingungen: „(...) ich kann nicht untersuchen, ob die Abschaffung des privaten Eigentums zweckdienlich und vorteilhaft ist. Aber seine psychologische Voraussetzung vermag ich als haltlose Illusion zu erkennen. Mit de Aufhebung des Privateigentum entzieht man der menschlichen Aggressionslust eines ihrer Werkzeuge, gewiß ein starkes, und gewiß nicht das stärkste. An den Unterschieden von Macht und Einfluß, welche die Aggression für ihre Absichten mißbraucht, daran hat man nichts geändert, auch an ihrem Wesen nicht. Sie ist nicht durch das Eigentum geschaffen worden, herrschte fast uneingeschränkt in Urzeiten (woher weiß er das?), als das Eigentum noch sehr armselig war, zeigt sich bereits in der Kinderstube, kaum daß das Eigentum seine anale Urform aufgegeben hat, bildet den Bodensatz aller zärtlichen und Liebesbeziehungen unter den Menschen, vielleicht mit alleiniger Ausnahme der einer Mutter zu ihrem männlichen Kind. Räumt man das persönliche Anrecht auf dingliche Güter weg, so bleibt noch das Vorrecht aus sexuellen Beziehungen, das die Quelle der stärksten Mißgunst und der heftigsten Feindseligkeit unter den sonst gleichgestellten Menschen werden muß. Hebt man auch dieses auf durch die völlige Befreiung des Sexuallebens, beseitigt also die Familie, die Keimzelle der Kultur, so läßt sich zwar nicht vorhersehen, welche neuen Wege die Kulturentwicklung einschlagen kann; aber eines darf man erwarten, daß der unzerstörbare Zug der menschlichen Natur ihr auch dorthin folgen wird.“ (Freud: Unbehagen, S. 103 f.)  War Freud in Bezug auf seine Wissenschaft vorsichtig und sprach von „deuten“, so redet er plötzlich, wenn es um die ideologischen Vorurteile seiner Zeit und Klasse geht, in einer apodiktischen Sprache. Die Aggressionsthese scheint weniger den unzerstörbarer Zug der menschlichen Natur darzustellen, als eine Blockade von Freuds Denkens zu sein. Trotz der Schranken von Freud hat eine auf seiner Forschung aufbauende kritische Theorie Erkenntnisse zutage befördert, die der kennen muss, der seine Triebe und seine Sinne nicht allein den brutalisierenden sozialen Verhältnissen aussetzen will, sondern zumindest ein provisorisches Glück anstrebt, das nur im Kampf gegen eine gesellschaftliche Ordnung liegen kann, die die Repression der Triebe notwendig macht. Jedes Streben nach Glück auf der Basis der regressiv organisierten Triebe wäre eine Illusion, als könnte man die sozial bedingte Entfremdung in einem ignorieren. Erst die Kritik der herrschenden Triebstruktur, die auch in einem ist, mit dem Ziel sie aufzuheben, erlaubt zumindest provisorisches Glück. Das jedoch setzt die Kenntnis dieser Triebstruktur voraus.

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Die Triebstruktur des heutigen Menschen

 Wenn der Mensch anthropologisch nicht festgelegt ist, wenn er offen ist  in seiner Entwicklung und wenn die gegenwärtige soziale Triebstruktur historisch entstanden ist, dann muss man diese analysieren und die Kräfte bestimmen, die sie formen, um mit seiner Lust und allgemein seinen Gefühlen umgehen zu können. Unter der gegenwärtigen sozialen Triebstruktur verstehe ich die vorherrschenden Charaktereigenschaften der heutigen Menschen, die durchschnittliche Art ihrer Triebbefriedigung oder Triebunterdrückung und ihre vorherrschenden Bedürfnisse. Triebe sind demnach ein teils bewusster, teils unbewusster dauerhafter biologischer Drang in uns, eine permanente Geneigtheit, vorzüglich als Sexual- und Nahrungstrieb. Bedürfnisse sind zu Bewusstsein gelangte Äußerungen des Triebes, evtl. seine kulturelle und zivilisatorische Formung. Werden diese mit dem Gesamtgesellschaftlichen vermittelt, dann werden aus Bedürfnissen Interessen. Was der einzelne Mensch heute vom Charakter her ist, bestimmt er nur in  geringem Grade selbst, er wird durch seine Umwelt geformt. Diese aber ist Resultat einer Ökonomie, welche die Erdoberfläche in den letzten 200 Jahren völlig umgestaltet hat. Oberster Zweck der kapitalistischen Ökonomie ist nicht einfach der Mehrwert (oder seine Erscheinung als Profit), sondern die Produktion von akkumulierbaren Mehrwert: die Wiederanlage des Profits mit verbesserter Produktivität, ökonomisch die Anhäufung von Reichtum, moralisch die Produktion um der Produktion willen (nicht um der Bedürfnisse willen). Dieser oberste Zweck ist nicht in die Willkür der einzelnen Kapitaleigner gestellt, sondern ökonomisch erzwungen bei Strafe des Ruins und des Verlustes am Eigentum. Seit das Kapital nicht nur formell sich die Produktion der Gesellschaft unterwirft, sondern eine reelle Subsumtion der Produktion unter das Kapital stattfindet, also die Produktion selbst bereits Warenproduktion unter der Regie des Kapitals ist, versucht es auch alle Bereiche der Gesellschaft sich zu unterwerfen. So z.B. wurde die Schulzeit permanent ausgeweitet, was einerseits so etwas wie Kindheit für alle erst ermöglichte, andererseits versucht das Kapital und seine Bildungspolitiker diese Schonzeit so zu gestalten, dass sie seinen Verwertungsbedürfnissen entspricht, also diese „Schonzeit“ zu effektivieren, zu rationalisieren und als gegenwärtigen Trend selbst in ein Geschäft zu verwandeln. Da der Zweck der Schule, neben allen idealistischen Bildungsgerede, vor allem die allgemeine Qualifikation der Arbeitskraft ist, wird hier der Charaktertyp der kapitalistischen Industriegesellschaft vorgeprägt. Individuelles Karrierestreben (Zensuren) ebenso wie Teamgeist, Fleiß und Sparsamkeit als protestantische Tugenden ebenso wie Konsumverhalten und Verschwendung des Veralteten werden eingeübt. Sind die Eltern der Kinder selbst bereits seit Generationen durch dieses Erziehungssystem gegangen, dann werden bereits die Kleinkinder nach den vorherrschenden „Werten“ kapitalistischer Sozialisation erzogen. Diese Primär- und Sekundärsozialisation wird überformt, gewandelt, modernisiert und deformiert durch die Konsumgüterindustrie, von der die Menschen seit der Industrialisierung abhängen. Indem die Kaufkraft der Lohnabhängigen längere Zeit gewachsen ist, neue Konsumgüter zum Erhalt der Arbeitskraft notwendig wurden (z.B. Autos), ihre Freizeit sich verlängert hat und neue Bedürfnisse für den „Freizeit“-Konsum geschaffen wurden, hat sich auch das Kapital der Konsumindustrie ausgeweitet. Wie in jeder derartigen Produktion neigt es zur Überkapitalisierung und Überproduktion. Das Kapital hat deshalb das Bestreben, soweit dies marktwirtschaftlich möglich ist, neue Bedürfnisse der Konsumenten hervorzurufen, die bestehenden Bedürfnisse zu lenken und auf ihre neuesten Produkte hin zu modifizieren. Altes und Bewährtes muss entwertet werden, um Platz für neue Produkte zu schaffen. Die Konsumindustrie kann ihre Strategien nur durchsetzen, indem sie die Gefühle und das Bewusstsein der Menschen mit Sozialtechniken beherrscht, die Bedürfnisse stimuliert und das Leben und die Umwelt ästhetisiert. Sie verkauft deshalb nicht nur einfach Waren, sondern damit verbunden ganze Weltbilder und Sinnzusammenhänge, die das Ganze des Lebens in ihrem Sinne widerspiegeln. Die Konsumindustrie erzeugt dadurch zwar ein überschießendes Bedürfnispotenzial, das immer mehr will, als es hat, zugleich entfremdet sie auch das Bewusstsein der Menschen von dem Bewusstsein der Entfremdung. Man hat diesen Vorgang als „Imperialismus nach innen“ oder als „Kolonisierung des Bewusstseins“ bezeichnet. Da dieser Trend aber immer auch widersprüchlich ist, haben wir keine „Brave new world“, sondern auch der Dümmste merkt irgendwann, das dieser Schein der Warenwelt, insofern er nur Surrogate oder bloße Versprechen liefert, ohne Substanz ist. Auf jeden Fall ist es dem Kapital gelungen auch den Freizeitbereich der Menschen mit samt ihrer Triebstruktur reell unter das Kapital zu subsumieren. Thomas Ziehe, dem ich hier weitgehend gefolgt bin, schreibt dazu 1978: „Die Expansion der Konsumgüterproduktion bedeutet innerhalb der Entwicklungsgeschichte des Kapitals eine weitere Stufe der Vergesellschaftung: Nämlich der Vergesellschaftung von Bedürfnismustern und Phantasieelementen, die bisher eher außerhalb des Strategiehorizonts kapitalistischer Planung und Steuerung lagen. Es werden auf dieser Vergesellschaftungsstufe auch Bereiche, die neben der eigentlichen Warenproduktion existieren, einem permanenten Transformationsprozeß unterworfen, um Bedürfnisse und Phantasien der Subjekte jeweils so organisieren zu können, daß sie sich mit der Quantität und spezifischen Form des Warenangebots möglichst weitgehend decken.“ (Ziehe: Pubertät, S. 80)

Wenn in der Gegenwart die Lohnkosten aber gesenkt werden, weil die automatisierte Produktion immer weniger Menschen benötigt, also die Gewerkschaften an Macht verlieren, da genügend „Ersatzmänner“ zur Verfügung stehen, ein Trend, der sich in den nächsten Jahrzehnten fortsetzen wird, dann wird die Akzeptanz dieses Wirtschaftssystems zwar sinken, aber ob die Gegenkräfte ein mögliches Protestpotenzial organisieren können, ist fraglich, solange die Menschen bis in ihr Unbewusstes mit dieser Produktionsweise verbunden sind.

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Im Extremfall werden wir zur perfekt integrierten Charaktermaske des Kapitals. „Denn die perfekt integrierte 'ökonomische Charaktermaske' kommt kaum mehr dazu, überhaupt eigene Bedürfnisse und Wünsche zu entwickeln, an deren Unerfülltheit bzw. Versagen (eine gewisse Kaufkraft einmal vorausgesetzt) sie 'leiden' könnte. Sie wünscht tendenziell nur noch, was sie kaufen kann bzw. woran das Kapital verdient. Da ihre 'eigenen', authentischen Wünsche bis zur Unkenntlichkeit entstellt sind, wird deren Versagung auch nicht mehr als Leidensdruck empfunden. Litt der klassische Neurotiker (bzw. Psychotiker) noch an der Unerfüllbarkeit seiner 'Kinderwünsche', so hat das Kapital ihn von diesem Leiden scheinbar 'erlöst', indem es ihm das klischierte und standardisierte Abziehbild seiner 'Kinderwünsche' nun in käuflicher Form immer und überall präsentiert. Die warenästhetische Indienstnahme der 'Kinderwünsche' und ihre scheinhafte Erfüllung im Medium des Kaufens, verringert  so die ehemals neurotisierende (bzw. psychotisierende) Spannung zwischen Wunsch und versagender Wirklichkeit.“ (Schneider, zitiert nach Ziehe, a.a.O., S. 197 f.)  Als Hampelmann der Warenwelt ist das Versprechen nach Wollust für alle, mit dem die bürgerliche Philosophie bei La Mettrie anfing, unter dem Schein seiner Befriedigung ad absurdum geführt.  Hoffnung auf volles sinnliches Glück gibt es nur, weil die Menschen niemals vollständig manipulierbar sind. Wenn die Warenästhetik der Konsumindustrie, wozu auch die Bewusstseinsindustrie gehört, die Bedürfnisse der Menschen vorformt und entfremdet, sind diese Bedürfnisse und Wünsche ja noch vorhanden. Eine schöne Frau im Bikini an der Litfaßsäule erregt bei Männern zwar sexuelle Wünsche, die sich auf das beworbene Produkt konzentrieren sollen, dadurch ist aber der sexuelle Wunsch noch nicht befriedigt.  „Daß sich aber dieses permanent genährte Bedürfnis auf Dauer an die Waren binden müßte, ist noch nicht ausgemacht. Vielmehr spricht ebensoviel dafür, daß die ständige warenästhetische Nutzung die Phantasiewerte verschleißt. Wenn nämlich die warenästhetisch funktionalisierten Symbole einem ständig beschleunigten Wechsel- und Umstilisierungsprozeß unterworfen werden, dem der Erfahrungsrhythmus der Subkultur gar nicht mehr nachkommen kann, so ist es wahrscheinlich, daß bezüglich des Rezeptionswillens der Subjekte eine Abstumpfung und Immunisierung gegen die warengebundenen Phantasieversprechen hervorgerufen wird.“ (Ziehe: Pubertät, S. 198)  Lösen kann man sich von der Scheinbefriedigung letztlich nur dadurch, dass man diesen Zusammenhang von wahren Bedürfnissen und Schein reflektiert – was der Leser mit dem Autor gerade ansatzweise getan hat. Dazu muss man aber auch die Kulturindustrie reflektieren, um die Manipulationen des Denkens und Fühlens durch diese einigermaßen zu verstehen.

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Letzte Aktualisierung:  02.09.2010

                                                                       
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