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Gästebuch Titel

Was ist Bildung?

Hallo,

zuletzt wurde ich in einer Diskussion über das Bildungswesen, bzw. die Kriterien an denen es gemessen wird und in wie fern Forschung und Lehre nützlich für eine kapitalistische Gesellschaft werden, Folgendes gefragt:

"ich möchte einmal diskutieren, wie Bildung und Weisheit und Wissen und Erkenntnis und diese ganzen Begriffe überhaupt zusammengehen"

Diese Begriffe müsste man tatsächlich mal jeweils für sich bestimmen, ich bin da gerade recht ratlos. Wissen Sie da eine Antwort drauf?

liebe Grüße,
Marvin

Unsere Antwort:

Lieber Marvin,

um diese Fragen zu beantworten, müsste man ein ganzes Buch darüber schreiben. Dazu habe ich  leider keine Zeit und auch keine Lust, weil ich mich mit anderen Themen beschäftige. Aber eine kurze Skizze meiner Auffassung – so problematisch solch eine kurze Darstellung auch ist – kann ich geben.

Wissen und Erkenntnis sind kaum zu unterscheiden. Erkenntnis hat mehr die Konnotation der Entstehung von Wissen, dieses mehr die des Resultates. Wissen, das mehr als bloß vorgestellte Fakten darstellt, ist immer durch den Gegenstand, der gewusst wird, und die transzendentale Form dieses Wissens geprägt. Der erkannte Gegenstand ist immer schon sprachlich vermitteltes Bewusstsein, wenn wir ihn denken. Durch die transzendentale Form überschreitet ein individuelles Bewusstsein sich selbst und wird in seinem Wissen zum kollektiven Bewusstsein der Spezies Mensch, also zum Gattungsbewusstsein (was bei Hegel Geist heißt).

Diesen Zusammenhang nicht zu erkennen, ist der Grundfehler der habermasschen Philosophie, wie sein letztes Buch „Nachmetaphysisches Denken II“ erneut bestätigt. „Philosophie ist keine wissenschaftliche Disziplin.“ (S. 7), weil die transzendentalen Formen des Denkens für Habermas nicht begründbar sind. Ein Zusammenhang von Historischem und Systematischem, der die allgemeinen Formen des Denkens begründen könnte, gibt es für Habermas nicht, sondern nur eine willkürliche „Kanonbildung“, die zu einem „nicht-festgestellte(n) Denken“ führe. Er schließt aus der Tatsache, dass auch transzendentale Bestimmungen sich in der Geschichte der Wissenschaft ändern können, dass philosophisches Wissen „grundsätzlich fallible(s) Wissen“ sei. Solch ein allgemeiner Skeptizismus steht im Widerspruch zu dem angehäuften Wissen, mit dem täglich die Erdoberfläche, die Lebensmittel und Werkzeuge der Menschen umgestaltet werden.

Bildung muss von Ausbildung unterschieden werden, obwohl die Übergänge fließend sind. Bei der Ausbildung lernt ein Mensch, Wissen in sich aufzuspeichern, er wird zum Wissensdepot, das er dann in einem Beruf aktualisieren und anwenden kann. Ansonsten aber hat dieses Wissen nichts mit ihm zu tun. Für solches Wissen ist kein Selbstbewusstsein nötig, ein solcher Mensch ist dann ein Fachidiot oder wie Kant sagt, sein Kopf ist ein Gipsabdruck von dem, der das Wissen produziert hat. Hat jemand solches Wissen auf einem Gebiet und bildet er sich dann ein, über alles andere auch mitreden zu können, dann nennt man das Halbbildung. (So hat schon Sokrates seine Ankläger der Halbbildung überführt.)
Bildung unterscheidet sich mehrfach von der Ausbildung. Bei der Bildung eignet sich jemand nicht nur Wissen an, das selbstverständliche Voraussetzung von Bildung ist, nimmt nicht nur objektiviertes Wissen in sich auf, sondern verändert sich durch die Aneignung von Wissen selbst, er wird ein anderes Subjekt als er vor seinem Bildungsgang war, seine Identität verändert sich mit  seiner Bildung. Das ist nach Schiller der Unterschied zwischen einem Brotgelehrten, dem die Ausbildung sauer ankommt, und einem philosophischen Kopf, der sich bildet.

Zur Bildung gehört aber auch das Selbstdenken, d. h. die Überprüfung und Reflexion der Resultate der Wissenschaften, und dadurch wird auch ein Selbstbewusstsein über diese Resultate möglich. Für die Naturwissenschaften bedeutet dies, die soziale Funktion dieser Wissenschaften zu reflektieren. Solange der bekannte Naturwissenschaftler Carl Friedrich von Weizsäcker exakte Naturwissenschaft betrieben hat, war er respektabel, als er aber sein Selbstbewusstsein durch das indische Manta (ein Mythos) hat prägen lassen, war das keine Bildung mehr, sondern bloßer Unfug.
Gegen die technokratische Beschränktheit des Bewusstseins, die sich gern paart mit einem irrationalen Selbstbewusstsein, hat Peter Bulthaup einen Begriff von Bildung in den Naturwissenschaften gestellt:

„Naturwissenschaftliche Bildung, nicht als die selbstverständlich vorauszusetzende Kenntnis der Methoden und Resultate einzelner Disziplinen, sondern als deren Reflexion, die die Funktion dieser Methoden und Resultate im Wissenschaftsprozeß wie im Reproduktionsprozeß der Gesellschaft begriffe, könnte diese Aufhebung leisten.“ Nämlich die Aufhebung der technokratischen Beschränktheit des Bewusstseins. (Zur gesellschaftlichen Funktion der Naturwissenschaften, S. 25)

Zur Bildung gehört ein weites Allgemeinwissen, das die Prinzipien der Wissenschaften und ihre Anwendung reflektiert, auch das reine (nichtempirische) Denken einbezieht, eine Gesellschaftstheorie sich erarbeitet hat, die ohne das Studium der marxschen „Kritik der politischen Ökonomie“ nicht denkbar ist, und das sich schließlich einen moralischen Maßstab begründet, der ein Durchdenken der „Kritik der praktischen Vernunft“ von Kant und deren Problematik voraussetzt.

Das Wissen nun, das für den Menschen das höchste Ziel bedeutet, traditionell das summum bonum, ist Weisheit. Sie reflektiert den höchsten Zweck des Menschen: Die Verbindung von Moralität und der ihr proportionalen Glückseligkeit.

Zeigt die Analyse der Gesellschaft, dass dieses höchste Gut prinzipiell nicht möglich ist, was im Kapitalismus der Fall ist, dann muss ein gebildeter Mensch auf die Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse drängen – oder er hat keine Bildung, weil er in Widerspruch zu seinem Selbst gerät und dadurch sein rationales Bewusstsein zerstört.

B. Gaßmann

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